Kloster Wittichen
Das Kloster wurde 1325 von der Heiligen Luitgard gegründet und liegt fast vergessen im beschaulichen Tal von Wittichen zwischen Schenkenzell und Reinerzau. Gleichsam ist es eine einzigartiges Beispiel dafür, was im tiefen Mittelalter eine Frau – mit Gottes Hilfe – erreichen konnte. Dieses Tal ist außerdem eines der bedeutendsten Bergbauzentren im mittleren Schwarzwald, wovon die Gestaltung des Brunnens im Klosterhof mit seinen vielen Symbolen und Hofzeichen zeugen.
Wenn man die heutigen Überreste der Klosteranlage betritt fällt zunächst ein mächtiger Gebäuderiegel – der „Lange Bau“ – mit aufwändigen Sandsteinarbeiten auf, der scheinbar das Tal abriegelt. Er ist heute noch beeindruckend und ein Zeichen dafür, dass das Kloster in seiner Blütezeitdurch durchaus wohlhabend war und sich repräsentative Bauten leisten konnte. Großzügige Schenkungen von Adeligen oder wohlhabenden Bürgern mit Besitzungen z.B. in Horb, Rottweil und in der Schweiz sorgten für eine finanzielle Unabhängigkeit. Das eigentliche Kloster, die Klausur bestand aus drei Gebäuden die auf der Bergseite an die Kirche angebaut waren und ein Quadrat oder Rechteck bildeten.
Der Bau des Klosters im Jahr 1325 wurde unterstützt durch den Herzog von Teck und die Grafen von Geroldseck. Bereits nach zwei Jahren wird das Kloster Wittichen mit 33 Nonnen als Franziskaner-Terziarinnen Konvent (3. Orden) und 1376 in den Klarissen-Orden (weibliche Franziskaner, zweiter Orden) anerkannt. Die Klosterkirche wurde zwischen 1327 und 1330 erbaut. Dieser Baukörper ist bis heute erhalten geblieben. Dachstuhl und Innenausbau wurde nach Bränden und Plünderungen mehrfach verändert. Außerdem gab es ein Abtei-Gebäude, das in der Nähe des jetzigen Wohnhauses stand.
Die Klostergründerin Luitgard wurde heilig, aber nicht selig gesprochen. Das heißt ihr Wirken war „nur“ regional bedeutsam. Sie war eine der schillerndsten Frauen- und Ordensgestalten des Schwarzwaldes, zumal sie 1290 als Kind einer Bauernfamilie in Vortal, am Eingang des Witticher Tales, geboren wurde und somit als Mädchen mit einem angeborenen schiefen Hals eigentlich keine Möglichkeit auf Bildung oder für einen gesellschaftlichen Aufstieg hatte. Mit 12 Jahren tritt sie in Oberwolfach in einen Beginen-Orden ein. Dort hat sie 20 Jahre später eine Vision: Die Stimme Christi weist sie an, ihm ein Haus zu bauen. Ihr Andenken wird in der Klosterkirche mit einem Reliquienschrein geehrt.
Die Klostrkirche war Grablege angesehener Adelsfamilien, was die vielen Grabplatten belegen. Unter anderem ist hier Herzog Werner von Urslingen, Herr von Schiltach zu erwähnen. Ab 1500 war das Haus Fürstenberg Schutzherr des Klosters. Nach der Säkularisierung 1802 wurde das Kloster aufgelöst und ging in den Besitz der Hauses Fürstenberg über. Es erfolgte der Rückbau in mehreren Phasen bis zur heutigen Größe. Heute ist, soviel ich weiß, das Kloster wieder bewohnt. Es lebt eine Frau nach den Regeln der Franziskaner im Klostergebäude und betreut die Pilger.
Herzlichst, Eure Grießhaber-Family
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